Sonntag, 30. November 2014

Eine Engelsprüfung in Knollendorf

Das arme Engelchen Jupp ist deprimiert, denn es fühlt sich vernachlässigt. Es ist bereits seit 111 Jahren im Himmel, hat aber immer noch keine Flügel und kommt sich daher wie ein Engel zweiter Klasse vor. Dazu bestehe aber kein Grund, denn schließlich seien 111 Jahre doch ein vernachlässigbarer Zeitraum, wie ihm der Nikolaus eröffnet. Das arme Jüppchen indes kann das nicht trösten. Um seine Flügel zu erhalten, bekommt es eine Chance. Es muß sie sich bei einer Engelspröfung verdienen. So wird Jupp auf die Erde geschickt, um als Schutzengel über den Tünnes zu wachen, der bekanntlich ein ausgemachter Tollpatsch sein kann. Was er dann später auch beweist, als er ein Warnschild in einen (nicht mehr ganz) zugefrorenen See zu rammen versucht und auf Hilfe angewiesen ist.

Es weihnachtet wieder im Hänneschen-Theater, und wie alle Jahre wieder gibt es ein neues Stück des traditionsreichen Kölner Puppenspieltheaters. "De Engelspröfung" ist traditionell in kölscher Sproch gehalten, in kölnischer Mundart also. Knollendorf und seine lustigen Einwohner freuen sich auf Nikolaus und das Fest. Natürlich sind wieder alle beliebten Stockpuppen der bunten Schar dabei. Die Kinder Hänneschen und Bärbelchen, mein Lieblingsduo Tünnes und Schäl, Maria "Bestemo" Sybilla und Nikela "Besteva" Knoll sowie der Speimanes.

Inspiriert durch den Jagdschloßbesitzer Graf zu Hohenknoll, versteift sich Schäl auf die Idee, einen Keiler zu erlegen. Eigentlich verkauft er Weihnachtsbäume, doch das genügt ihm nicht. Er strebt nach Höherem, obwohl er für die Jagd denkbar ungeeignet ist. Das hindert ihn jedoch nicht daran, mit einer Flinte in den winterlichen Wald zu ziehen. Das Wildschwein bekommt er nicht, sein Vorhaben geht - wie eigentlich immer - gründlich in die Hose. Stattdessen geht der Keiler in die Offensive und auf den armen Tünnes los.

Gleich zweimal hat Engelchen Jupp Gelegenheit, seinen Schutzbefohlenen zu retten. Vor dem Ertrinken im eisigen See und vor dem rasenden Keiler. Daß Hänneschen und Bärbelchen ihren Teil zu der Rettung beitragen, versteht sich von selbst. Schließlich richtet sich die Vorstellung vor allem an Kinder, wenngleich diese im Publikum deutlich in der Unterzahl sind.

Bei den fünf Aufzügen gibt es vier verschiedene Bühnenbilder. Nämlich Knollendorf, den Wald mit dem See, das Jagdschloß des Grafen und anfangs den Himmel, aus dem der Nikolaus Engel Jupp mit seinem Schlitten zur Erde befördert. Die Bilder sind gewohnt schön, mit viel Liebe zum Detail gehalten und mit stets stimmiger Beleuchtung, beispielsweise im düsteren Wald.

Insgesamt hat mir das Stück viel besser gefallen als voriges Jahr. Diesmal kommt es wieder locker und beschwingt rüber, mit pfiffigen Dialogen und netten Gags, die gern auch mal Tagesereignisse der jüngeren Vergangenheit aufgreifen. Beispielsweise wenn eins der Kinder augenzwinkernd sagt: "Ich möchte später Lokomotivführer werden. Dann habe ich immer viel Freizeit." Oder wenn teilweise abstruser Internet-Eskapismus auf die Schippe genommen wird. So wird hier die Glühwein-Challenge ausgerufen, bei der sich der Nominierte einen Eimer lauwarmen Glühwein über den Kopf schütten muß. So wünsche ich mir das Hänneschen auch für die kommenden Jahre.

Montag, 24. November 2014

Roter Rauch zieht auf

Bei phantastik-news gibt es die erste Rezension zu meinem Roman Opfer für Tumbuku. Einmal mehr ist es Carsten Kuhr, der den neuesten Tibor-Band bespricht. Er urteilt:

"Immer dann, wenn Achim Mehnert ganz in den Beschreibungen der grünen Hölle, des Lebensraums für unzählige Lebewesen schwelgen kann und diesen als Kulisse für seine Handlung nutzt, gefällt mir das Ergebnis am Besten. Hier kommt das ganz besondere Flair der Comics auch in den Büchern zum Tragen, werden wir förmlich in den Urwald versetzt."

Die vollständige Besprechung gibt es hier:
http://www.phantastiknews.de/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=9666:tibor-6-opfer-fuer-tumbuku-achim-mehnert-buch&catid=42:rezensionen&Itemid=62

Freitag, 21. November 2014

Versuch 158

Mein neues NICK-Buch ist erschienen. Er war heute im Briefkasten. Eine tolle Sache, wieder einen Nick nach den Vorgaben von Hansrudi Wäscher als Roman in Händen zu halten. Als Roman, den man selbst geschrieben hat.

"Von Unbekannten entführt, erwacht Nick an einem ihm fremden Ort. Wer sind die Wesen, die ihn durch ein Labyrinth aus Fallen hetzen und ihn lebensbedrohlichen Versuchen unterziehen? Handelt es sich, wie die Unsichtbaren behaupten, wirklich um Außerirdische, die eine Invasion der Erde planen? Die Antwort ist noch verblüffender, als Nick sie erwartet. Ihm steht eine Reise bevor, die alle Grenzen sprengt. Sie führt nicht hinaus in  die Weiten des Weltalls, sondern in die Welt des Allerkleinsten - in die Welt des Mikrokosmos."

Inzwischen ist es das vierte Buch, betitelt Versuch 158, das ich nach den klassischen Geschichten des Altmeisters verfaßt habe. Es umfaßt den Inhalt des vierten Abenteuers aus den Piccolos 40 bis 48. Der den Titel gebende Versuch ist ein klassisches Topic der Science Fiction, der Sechziger Jahre allemal. Nick und seine Freunde werden kleiner, als sie sich das jemals hätten träumen lassen. Der Mikrokosmos mit seinen unglaublichen Weiten ist eine Welt für sich.

Donnerstag, 20. November 2014

Kriegsgefangenenpost im Briefkasten

Es gibt Regelungen, Bestimmungen und Gesetze, von denen hat man keine Ahnung - bis man damit konfrontiert wird. So wie jetzt geschehen. Ich fand nämlich einen Brief im Briefkasten, der ausschließlich mit einer 4 Cent-Marke frankiert war. Bisher hätte ich erwartet, daß der Briefträger für die Zustellung Nachporto einfordert. Hat er aber nicht getan.

Ich habe ein wenig im Netz recherchiert und bin dabei auf ein paar interessante Hinweise gestoßen. Tatsächlich scheint es so zu sein, daß derzeit vermehrt Briefe als so genannte "Kriegsgefangenenpost" verschickt werden. Die Absender berufen sich darauf, daß es nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Friedensvertrag gab und die Post daher weiterhin nach zuvor geltendem Kriegsrecht als Kriegsgefangenenpost befördert werden müsse, wenn sie als solche deklariert sei.

Andere Quellen berufen sich auf den Weltpostvertrag aus dem Jahr 1874 und die darin enthaltenen Bestimmungen und Tarife. Klingt verrückt? Stimmt, aber es funktioniert offensichtlich. Angeblich werden auf diese Weise jährlich über 20.000 Briefe offiziell zugestellt, und das rechtlich einwandfrei.

Drei Bedingungen sind dabei allerdings zu erfüllen. Auf der Vorderseites des Umschlags muß das Wort "Kriegsgefangenenpost" angebracht werden. Neben oder unter der Briefmarke ist das Datum der Aufgabe anzugeben sowie eine Unterschrift des Absenders zu leisten. Zudem muß die Postleitzahl in eckige Klammern gesetzt werden.

Mittwoch, 19. November 2014

Post von Blacky

Sobald ich die Arbeit an einem Roman für Ren Dhark abgeschlossen habe - im Normalfall also alle zwei Monate -, schicke ich das Manuskript an den Verlag. Genauer, an den Exposéautor. Dann durchläuft mein Text Lektorat und Korrektorat, einschließlich zweier verlagsexterner Korrekturleser. Schließlich wird er mit den Beiträgen der Kollegen gesetzt und in druckfertigen Zustand gebracht.

Bevor das Buch gedruckt wird und lange bevor es erscheint, erhalte ich die Endfassung als Datei. In den bisherigen 13 Jahren meiner Mitarbeit an Ren Dhark kam sie immer von Hajo F. Breuer. Nun, für Weg ins Weltall 52, erreichte mich die Endfassung zum ersten Mal von Ben B. Black, der in Hajos Fußstapfen als Expokrat getreten ist. Das ist ein merkwürdiges Gefühl, auch wenn es sich nur um eine Marginalie bei der Entstehung des fertigen Buches handelt.

Ebenso war es Hajo F. Breuer, der stets das neueste Titelbild von Ralph Voltz auf der Fanseite von Ren Dhark online einstellte. (Bei der ihr gerne einmal vorbeischauen dürft. Wir würden uns freuen: www.rendhark-universe.net). Auch diese Aufgabe hat Blacky übernommen. Die Coverzeichnung für Band 53 ist wieder ein echtes Voltzsches Highlight. Zudem gewöhnungsbedürftig, wenn man die Form von Ren Dharks Raumschiff POINT OF im Kopf hat.


Dienstag, 18. November 2014

Shaban aus Sansibar

Ungemütliches Wetter konnte mich noch nie von einem Spaziergang abhalten. Im Herbst so wenig wie zu jeder anderen Jahreszeit. Gestern spazierte ich ein wenig durch die Südstadt und kam schließlich an der Severinstorburg vorbei. Siebzehn Uhr, und es war dunkel. Ich hasse das. Die Sonne hat zwischen 21 und 22 Uhr unterzugehen, nicht früher.

Ich entschied mich für einen kurzen Abstecher in die gleich neben dem Severinstor gelegene Kneipe Torburg. Dort spielen gelegentlich Bands, für ein paar Euro Eintritt oder ganz umsonst. Gestern nicht. Dafür lief Blues und Bluesrock. Eine sehr ursprüngliche Musik, auf der sehr viele Musikstile beruhen. Ich mag sie, bin aber nicht in der Lage, einzelne Stücke den Interpreten zuzuordnen. Höchstens John Lee Hooker, Muddy Waters oder B. B. King. Ein halbes Dutzend vielleicht. Vor der Theke sitzend, konnte ich von dem Gehörten mit Müh und Not namentlich Joe Bonamassa einordnen.

Neben mir saß ein Schwarzer. Ich tue mich immer sehr schwer damit, das Alter von Menschen zu schätzen. So auch bei ihm. Rentenalter, dachte ich. Näher rangetraut hätte ich mich nicht. Er saß beinahe unbeweglich da. Nur hin und wieder schloß er für einen Moment die Augen, die meiste Zeit lächelte er zu der Musik, nippte versonnen an seinem Kölsch.

Klar, daß wir ins Gespräch kamen. In Kölner Kneipen ist das eine leichte Übung. Sein Name sei Shaban, erzählte er in ganz leicht gebrochenem Deutsch mit ein paar kölschen Brocken drin, und daß er aus Sansibar stamme. Unwillkürlich mußte ich an Freddie Mercury denken. Das fand er amüsant.

Shaban lebt seit 1965 in Köln. Er hat für die Deutsche Welle gearbeitet und ist seit 2005 im Ruhestand. Inzwischen ist er 75. Sein zuvor verzücktes Lächeln und die Versonnenheit bestätigten sich. Er liebt Blues, besonders den traditionellen aus Zeiten, in denen ich noch keine Musik gehört habe, geschweige denn lesen oder schreiben konnte. Begeistert nannte Shaban mir einige Namen, mit denen ich nichts anfangen kann. Er wußte über diese Musiker in höchsten Tönen zu berichten. Das gefiel mir, wie mir derlei Hingabe für Musik überhaupt gefällt.

Ein oder zwei Stunden und eine Menge guter Musik später verabschiedeten wir uns voneinander, und ich machte mich auf den Heimweg. Vorbei an erhalten gebliebenen Stücken der römischen Stadtmauer, der Ulrepforte und dem Sachsenturm am Kartäuser Wall.

Ach, man muß ja vorbeugen. Es gibt Zeitgenossen, die bekommen alles in den falschen Hals, weil sie es genau dort hinein bekommen wollen. "Neben mir saß ein Schwarzer" schrieb ich oben. Falls sich irgendwer an der Ausdrucksweise stört, Shaban tut es nicht. Er findet sie richtig und benutzt sie selbst. Ein aus Afrika stammender Bekannter nennt mich Weißer oder "Na, du Weißbrot". Als ob daran etwas Verwerfliches, Diskriminierendes oder Rassistisches wäre. Unsinn.

Sonntag, 16. November 2014

Rockpalast Fete 2014

Wenn es draußen grau ist, regnerisch und ungemütlich, dann zieht man sich am besten nach drinnen zurück. Wenn die jährlich stattfindende Rockpalast Fete angesagt ist, am besten in den Gewölbekeller im Friedenspark. Zum 24. Mal fand die private Veranstaltung gestern statt, wie immer ausgerichtet von einer Handvoll enthusiastischer Musikfreunde, die viel Zeit und Geduld in ihr Kind investieren.

Tanzbar soll die Musik sein, die gespielt wird, und genau so ist es. Entweder von Bands, die irgendwann im Rockpalast aufgetreten sind oder deren Musik den musikalischen Geist des Rockpalast atmet. Im Großen und Ganzen also das, was ich gerne höre, wie sich auch diesmal wieder bestätigt hat.

Es war so ziemlich alles dabei, was ich im Plattenschrank stehen habe. Vom Boss bis zu Lemmy, von London Calling zu Run to the Hills, von Metallica zu den Ramones. Dazu Gassenhauer wie Black Betty oder I was made for loving you. Bei dem Ufo-Klassiker Doctor Doctor fand ich mich auf der Tanzfläche wieder und hatte Spaß. Den hatte ich den ganzen Abend über. Ich sah wieder viele bekannte Gesichter. Hier ein Schwätzchen gehalten, dort ein wenig herumgealbert. Auch die Jungs, mit denen ich nachmittags noch im Euskirchener Erftstadion gestanden hatte, waren da.

Das Schöne ist, bei der Rockpalast Fete erwirtschaftet niemand Gewinn. In den fünzehn Euro Eintritt sind sämtliche Getränke sowie Gulaschsuppe und Erbsensuppe enthalten. Außerdem erhält man ein Kölschglas mit jährlich wechselndem Motiv. Gestern stand es im Zeichen der "40". 40 Jahre Rockpalast und 40 Jahre Motörhead.

Was vom Eintrittsgeld als Überschuß übrigbleibt, geht einem guten Zweck zu. Das finde ich sympathisch, und ich hoffe, die Rockpalast Fete geht noch viele Jahre weiter. Das kleine Veranstalterteam hat auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Besucher mit gutem Musikgeschmack begeistert.

Samstag, 15. November 2014

Fortuna überwintert im Pokal

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es war mein erster Besuch im Erftstadion in Euskirchen. Anlaß war die zweite Runde im FVM-Pokal. Für diejenigen, die sich im Fußball nicht auskennen: das ist der Pokal des Fußballverbandes Mittelrhein. Die Mannschaft, die ihn gewinnt, ist für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal in der kommenden Saison qualifiziert.

Die Auslosung bescherte Fortuna Köln das Gastspiel beim Verbandsligisten TSC Euskirchen. Vom Papier her eine klare Angelegenheit für den Drittligisten aus der Kölner Südstadt. Allerdings hat die Fortuna sich in den vergangenen Jahren bei niederklassigeren Vereinen mehr als nur einen Ausrutscher erlaubt.

Das war diesmal anders. Von Beginn an entwickelte sich ein munteres Spiel. Man merkte Euskirchen an, daß der Verbandsligist sich nicht verstecken wollte, sondern mutig nach vorne spielte. Das große Manko offenbarte sich aber schnell. Zwar wurde das Mittelfeld mehrfach mit schnellen, direkten Bällen überbrückt, doch die Hausherren fanden dabei vorne viel zu selten einen Abnehmer. Die meisten Vorstöße verpufften oder blieben in der Kölner Abwehr hängen.

Da war die Fortuna wesentlich effizienter. Goalgetter Ercan Aydogmus schob nach einer halben Stunde im Anschluß an eine Ecke ziemlich unbedrängt zur Führung ein und hätte mit einem Elfmeter schon vor der Pause alles klarmachen können. Er scheiterte jedoch sowohl mit dem Strafstoß als auch mit dem Nachschuß am nicht nur in dieser Situation starken Euskirchener Torwart Griesehop. So sahen die Zuschauer bis zur Pause ein abwechslungsreiches Spiel, in dem die Hausherren nun auch zu ein paar Torchancen kamen. Die Mehrzahl und die besseren hatte trotzdem die Fortuna.

Nach der Halbzeitpause verflachte das Spiel zunehmend, erst recht nach dem zweiten Gästetreffer durch Oliver Laux. Da war noch keine Stunde gespielt. Gleich mehrfach hätte die Fortuna das Ergebnis noch deutlicher gestalten können, traf aber erst kurz vor Spielschluß durch Cauly Oliveira Souza zum längst überfälligen 3:0. Das Fazit fällt leicht. Auch wenn Euskirchen mit Leidenschaft kämpfte und rannte, fehlten doch die Möglichkeiten, den zwei Spielklassen höher antretenden Gästen Paroli bieten zu können.

Dank des hochverdienten Erfolgs überwindert die Fortuna im Mittelrheinpokal. Ich bin gespannt, wen sie als Gegner fürs Viertelfinale zugelost bekommt.

Dienstag, 11. November 2014

Das Vermächtnis der Moraner

Die Neuschreibung der klassischen Romane von Raumschiff Promet geht in Taschenbuchform weiter. Gewisse Leute bezeichnen sie augenzwinkernd als Raumschiff Promet Neo. Der tatsächliche Untertitel ist weniger humorvoll gewählt. Er orientiert sich an der Namensgebung aus der Frühzeit der Serie: Von Stern zu Stern.

Gerade ist Band 6 erschienen. Es ist mein erster Beitrag zu der Serie. Er trägt den Titel Das Vermächtnis der Moraner. Wer sich ein wenig mit Promet auskennt, dem sind die Moraner wohlbekannt. Ebenso die handlungstragenden Figuren, die Kurt Brand 1971 ersann: Arn Borul und Peet Orell, Vivien Raid und Jörn Callaghan, Szer Ekka, Pino Tak und Doc Benjamin Ridgers.

Montag, 10. November 2014

Eine Fahrt nach Mönchengladbach

Es war ein trauriger Anlaß, der mich gestern nach Mönchengladbach führte. Heike Breuer hatte zur Trauerfeier für ihren verstorbenen Mann Hajo eingeladen. Sie fand in gediegenem Ambiente statt, sehr geschmackvoll. Eine von Hajo geschätzte Lokalität, wie ich erfuhr.

Neben zahlreichen anderen Gästen war das komplette Team von Ren Dhark zugegen. Ich freue mich immer, die Kollegen zu sehen. Gestern waren es gemischte Gefühle. Es hätte unter anderen Umständen, unter glücklicheren, geschehen sollen. Im Frühjahr hatten wir uns noch zur Dhark-Autorenkonferenz getroffen. Da ging keiner von uns davon aus, den Rest der Bande so schnell wieder versammelt zu sehen. Schon gar nicht zu einem solchen Anlaß.

Eine schöne Bilderstrecke war aufgebaut. Hajo in typischen Situationen. Mit Frau und Schwiegermutter. Mit Autos. Mit seinen Hunden. So wie ich ihn kannte. Bilder mit den Dhark-Kollegen waren auch dabei, das hat mich gefreut. Klar, Heike kennt uns ja alle. Daneben lag ein Kondolenzbuch, auch darin enthalten ein Foto des Dhark-Teams. Es stammte von der letzten Autorenkonferenz. Hajo, Uwe, Blacky, Jan und ich. Es war das letzte Bild, das von uns Fünfen gemacht wurde. Ich war sehr berührt.

Während des Essens und in den Pausen lief in gedämpfter Lautstärke Hajos Lieblingsmusik. Vor allem von seiner Leib- und Magenband Status Quo. Freunde und Wegbegleiter Hajos sprachen ein paar Worte. Ich war dazu nicht fähig. Keine drei zusammenhängenden Sätze hätte ich herausbekommen. Dazu habe ich einfach zu nah am Wasser gebaut. Umso schöner war Uwes Ansprache, der knapp dreißig Jahre mit Hajo zusammengearbeitet hat, zunächst bei den Gespenstergeschichten im Bastei-Verlag und später bei Ren Dhark.

Es war eine würdige und stimmungsvolle Abschiedsveranstaltung. Ich wünsche Heike alle Kraft der Welt.

Sonntag, 9. November 2014

Intercomic 76

Die Internationale Comic- und Romanmesse in Köln läuft und läuft und läuft. Weiterhin findet sie zweimal im Jahr statt, nämlich im Frühling und im Herbst. Am Samstag ging sie in der Köln-Mülheimer Stadthalle bereits zum 76. Mal über die Bühne. Die Besucher erlebten wieder einen bunten Strauß von Neuerscheinungen aus den verschiedenen Genres. Zudem hatten zahlreiche Händler ihre Tische zu einem der größten Comic-Antiquariate in Deutschland aufgebaut.

Ich schlendere gern früh durch die Gänge, bevor es voll wird und sich staut. So hielt ich es auch diesmal. Danach traf man mich bei den obligatorischen Verlagen an. Sowohl bei Blitz als auch bei Peter Hopf gab es brandneue Romane von mir. Die Belegexemplare sackte ich gleich ein.

Ich hielt einen Plausch mit dem Kollegen Rüdiger Schaefer. Der früh wieder abhaute, weil er unbedingt Fußball sehen wollte. Ich traf den Wiener Martin Steiner und Des Romero. War positiv überrascht, daß Mathias Hofmann, den ich aus den frühen Achtziger Jahren noch aus dem Science Fiction-Fandom kenne, mit dem Comicmagazin Alfons nun mit einem Stand auf der Messe vertreten ist. Posierte und signierte bei der Romantruhe für die Fotographen.

Mittags wurde der "Ritter der Neunten Kunst" verliehen. Mit diesem Preis wird jedes Jahr eine Person geehrt, die sich um das Medium Comics in besonderer Weise verdient gemacht hat. Diesmal durfte ihn der Maler und Zeichner Toni Rohmen in Empfang nehmen.

Das Fazit fällt leicht. Auch die 76. Ausgabe der Intercomic war wieder eine bunte, abwechslungsreiche Messe. Allen, die an Romanen und Comics interessiert sind und sie noch nicht besucht haben, lege ich das ans Herz. Der Termin für die nachfolgende Veranstaltung steht längst fest. Für die Intercomic 77 öffnet die Stadthalle am 2. Mai 2015 ihre Tore.

Samstag, 8. November 2014

Namenlose Pferde

Wolfgang Anton und Josef Loup sind bekannt durch ihre Mitsingkonzerte mit der Kölner Mundart-Gruppe De Familich. Sie können aber auch anders, nämlich Englisch und Musikstücke, die ich als klassisch bezeichne, ohne daß sie etwas mit Klassik zu tun haben. Hits eben, die die Jahrzehnte überdauert haben und die wohl jeder schon mal gehört hat.

Verstärkt durch Christian Hecker treten Anton und Loup als Trio unter dem Namen Wild Horses With No Names auf. Die Pferde interpretieren beliebte und bekannte Stücke aus der Rockmusik auf ihre eigene Weise. Mit zwei akustischen Gitarren, Akkordeon und mehrstimmigem Gesang. Das ist sehr folkig und hat etwas von Lagerfeuerromantik.

Was die drei Musiker spielen, das verrät der Bandname, der, wie unschwer zu erkennen ist, an das Lied A Horse With No Name von America angelehnt ist. Nämlich Hits der Sechziger und Siebziger Jahre. Von den Stones über Dylan und die Kinks bis hin zu Simon & Garfunkel.

Ich habe die Horses in Mannis Rästorang gesehen. Der Auftritt verlief sehr gemütlich und entspannt. Durch die Musikauswahl gab es zahlreiche "Aha"- und "Ooohhh"-Effekte. Es ergibt sich wie von selbst, daß man mitsingt oder mitsummt. Die dargebotenen Lieder kannte ich alle, einige habe ich bei Konzerten der Originalinterpreten gesehen und gehört. Es ist schön und macht Spaß, sie auf diesem Weg wieder- oder neu zu entdecken.

Die Wild Horses With No Names nehmen übrigens keinen Eintritt. Weil ihnen das Spielen Spaß macht und sie die Lieder, die sie mögen, auf diese Weise weitergeben können. Nach dem Auftritt geht der Hut rum. Sympathische Sache. Seht sie euch an, wenn sie in einer kölschen Kneipe in eurer Nähe auftreten.

Freitag, 7. November 2014

Opfer für Tumbuku

Da ist er, der 6. Tibor-Roman, den ich nach Motiven von Hansrudi Wäscher geschrieben habe. Rechtzeitig zur Intercomic ist Opfer für Tumbuku erschienen.

"Über dem Dschungel steigt unheimlicher roter Rauch auf und versetzt die Tiere in Angst und Schrecken. Als Tibor sich auf die Suche nach der Quelle macht, stößt er auf ein Dorf der Kajangas, das von Diamantenräubern überfallen und geplündert wurde.

Das heimtückische Verbrechen ruft finstere Kräfte auf den Plan. Der Große Tumbuku sammelt seine Anhänger, um sich gegen die Weißen zu erheben. Er will das Land mit Krieg überziehen, doch er hat nicht mit Tibors Eingreifen gerechnet. Dem Sohn des Dschungels bleibt ein Tag, um die an dem Überfall Schuldigen zu entlarven und eine Tragödie zu verhindern."

Soweit der Verlagstext zu meinem Roman. Er enthält übrigens die Umsetzung der Piccolo-Comics 47 bis 60. Ich freue mich auf die Romanpräsentation am Verlagsstand und auf die Möglichkeit, wieder das eine oder andere Buch signieren zu können.

Donnerstag, 6. November 2014

Eckhard Schwettmann. 1957 - 2014

(c) Humboldt Verlag
Ich war fassungslos, als ich vorhin von Eckhard Schwettmanns plötzlichem Tod erfuhr. Was ist nur los derzeit? Ich habe keine Lust mehr, Nachrufe auf Leute aus der SF-Verlagsszene zu schreiben, die ich persönlich kannte oder mit denen ich sogar, wie im Falle Hajo F. Breuers, gut befreundet war.

Eckhard kannte ich noch aus seiner Zeit in Köln. Es muß Ende der Achtziger oder Anfang der Neunziger Jahre gewesen sein, als er für eine Kölner Stadt-Illustrierte arbeitete. Wir sind uns damals zwei oder drei Mal über den Weg gelaufen. Es gibt Fälle, in denen man sich auf Anhieb sympathisch ist, auch wenn man sich nur sehr sporadisch begegnet.

Bei uns war das so, und bei Eckhard war es wirklich nicht schwer, ihn zu mögen. Denn er war stets gut gelaunt, immer freundlich und hatte eine persönliche Art, die einen gleich für ihn einnahm. Und er war immer mit Begeisterung bei den Projekten, die er gerade anfaßte. Das waren einige. Eckhard war immer sehr rührig und hatte Ideen für neue Projekte in Petto.

Anno 1996 wechselte er zum Rastatter Pabel-Moewig-Verlag, wo er zunächst als Marketingleiter für Perry Rhodan und dann sogar als Verlagsleiter tätig war. Später wurde er Geschäftsleiter des Humboldt Verlages und war zudem für den Marlon-Verlag tätig.

In all den Jahren kam es immer mal wieder zu Zusammentreffen zwischen uns, meistens auf SF-Cons. Die besuchte Eckhard genauso gerne wie ich. Stets begrüßte er mich mit: "Ach, der kölsche Jung." Das hatte er noch aus der Kölner Zeit, und davon trennte er sich auch nicht.

So auch auf der Intercomic im Frühjahr 2013. Auf der Messe wurde ihm der Dark Star für seine Verdienste um die phantastische Romanszene in Deutschland verliehen. Im Folgejahr hielt er die Laudatio für Alfred Kelsner, der nun mit dem Dark Star geehrt wurde. Das war im Mai 2014, und zu diesem Anlaß sind wir uns zum letzten Mal begegnet.

Eckhard Schwettmann starb am 4. November 2014, gerade einmal 57 Jahre alt. Auch er ist viel zu früh gegangen. Mach es gut, Eckhard, wo auch immer du jetzt sein magst.

Sonntag, 2. November 2014

Ren Dhark hart und kompromißlos

Wieder habe ich die Arbeit an einem Ren Dhark-Roman abgeschlossen. Sie gestaltete sich merkwürdig, richtiggehend unwirklich. Streckenweise kam ich nur sehr langsam voran. Bei einigen Passagen war ich wie gelähmt. Denn es war mein erster Roman für Dhark, den ich nicht nach einem Exposé von Hajo F. Breuer geschrieben habe. Die Trauer und der Schwermut sind noch da.


Hajo begleitete mich bei jedem Kapitel. Bei jedem Absatz und jeder Zeile. Irgendwie hat er mitgeschrieben, was es mir leicht und schwer zugleich machte. Ich fühlte mich innerlich wie zerrissen. Einerseits hätte ich gern mehr Abstand gewonnen, mehr zeitlichen Abstand. Andererseits war mir beim Schreiben die ganze Zeit über bewußt, daß ich den Roman nun wirklich richtig ordentlich hinbekommen muß. Ich schrieb gerade an Hajos Vermächtnis, was mir bei der Arbeit einfach nicht aus dem Kopf ging. Ich hoffe, der Roman ist gelungen, für dich, mein Freund.

Zum ersten Mal stammte das Expo aus der Feder von Ben B. Black, der auch künftig dafür verantwortlich sein wird. Blacky hat es gut hinbekommen, und das wird er auch in Zukunft. Das freut mich, und davon bin ich überzeugt. Ich bin sicher, auch Hajo wäre mit dem Ergebnis zufrieden.

Ren Dhark selbst steht im Mittelpunkt meiner Romanhandlung. Sie ist sehr actionlastig, was gewisse Handlungselemente mit sich bringen. Dhark agiert härter als gewohnt, kompromißlos, vielleicht sogar etwas düsterer und pessimistischer. Er hinterfragt seine Motivationen, wird von Selbstzweifeln geplagt. Und tut das, was eben getan werden muß, auch wenn es Opfer mit sich bringt.

Samstag, 1. November 2014

The Big Blind im Versus

Ich war einkaufen und wollte nur ganz kurz im Versus vorbei. Ein oder zwei Bier und dann ab nach Hause. Es war noch mal ein schöner Tag gewesen, auch der Abend war mild. Daher stand die Eingangstür weit offen. Von drinnen drang mir wuchtig-krawalliger Sound entgegen, der just endete, als ich eintrat.

Im hinteren Bereich spielte eine fünfköpfige Band. Sänger, zwei Gitarristen, Bassist und Schlagzeuger. Gerade wurde das letzte Lied vor der Pause angekündigt. Von einer deutschen Band, die sicher alle kennen, wie der Sänger meinte. Stimmt, es folgte Rock You Like A Hurricane von den Scorpions.

Rund ein Dutzend begeisterte junge Leute standen vorn, auf Tuchfühlung mit der Band. Im Gegensatz zu mir kannten sie The Big Blind, das war unübersehbar. „Here I am …“ kam der Beginn des Refrains, und es war wie eine kleine Zeitreise. Mitte der Achtziger besuchte ich ein Scorpions-Konzert, zur Hochzeit der Hannoveraner. Damals war Rock You Like A Hurricane aktuell, und ich stand wohl ähnlich im Publikum wie nun diese euphorischen Jungs und Mädels. Die langen Haare flogen, und die Luftgitarren wurden ausgepackt.

Jetzt im Versus war ich der älteste. Die Musik gefiel mir dennoch. Die Musik von The Big Blind ist deutlich härter als von den Scorpions, wie ich nach der kurzen Pause feststellte. Als Trash Metal würde ich sie bezeichnen, der Sänger nannte sie schlicht Rock’n’Roll. Das junge Publikum ging entsprechend mit, mit einer Mischung aus Headbanging und Pogo.

Von den im weiteren Verlauf des Abends dargebotenen Stücken kannte ich so gut wie keins, sieht man von zwei bekannten Klassikern ab. Eine Trash-Version von Bryan Adams’ Summer of 69 hatte ich zuvor noch nicht gehört, und als Finale gab es eine zehnminütige Fassung von Johnny B. Good. The Big Blind schafften es, daß ich ein paar Bier mehr trank als geplant und bis zum Konzertende blieb. Das ist, wie der Sänger meinte, wirklich Rock’n’Roll. Solch jungen Bands wünsche ich mehr Publikum.