Freitag, 20. Januar 2017

Black Sabbath mit furiosem Finale

Sie gelten als die Gründerväter des Heavy Metal und drückten dem Genre über annähernd fünf Dekaden ihren Stempel auf, wenn auch mit wechselnden Besetzungen. Neben Ozzy Osbourne sangen vorübergehend auch Ronnie James Dio sowie Ian Gillan bei Black Sabbath. Zudem sah ich vor ein paar Jahren bei einem Open Air in Bonn unter dem Bandnamen „Heaven and Hell“ die Besetzung Dio, Tony Iommi, Geezer Butler und Vinny Appice.

Jetzt, fünfzig Jahre nach den ersten gemeinsamen musikalischen Gehversuchen von Osbourne, Iommi, Butler und Bill Ward, begab sich die Legende auf Abschiedstour. Das letzte Konzert in Deutschland, bevor dann in ihrer Heimatstadt Birmingham endgültig der Vorhang fällt, fand in Köln statt. Der einzige Wermutstropfen war das Fehlen von Bill Ward am Schlagzeug, der durch den zugegeben hervorragenden Trommler, einen echten Berserker hinter der Schießbude, Tommy Clufetos ersetzt wurde.
 
Black Sabbath legten los mit Black Sabbath, und gleich vom ersten Stück an kochte die Halle. In der Bühnenmitte stand Ozzy am Mikrofonständer, an dem er das ganze Konzert über hüpfte und wibbelte und den er nur zu gelegentlichen Ausflügen losließ, um das Publikum unermüdlich zum rhythmischen Klatschen zu animieren. Was aber gar nicht nötig war, denn die 15.000 Besucher in der KölnArena feierten ihre Helden noch einmal frenetisch ab. Zur Linken (von den Zuschauern aus gesehen) malträtierte Geezer Butler seinen Bass, und rechts glänzte Tony Iommi an der Gitarre. Der von ihm produzierte schwere Gitarrensound war schon immer eins der Markenzeichen von Black Sabbath, das ihrer Musik einen ganz eigenständigen Sound verlieh, eine unverwechselbare Note, in meinen Augen ein Alleinstellungsmerkmal, ähnlich wie es bei Motörhead auf deren eigene Art der Fall war.
 
Was in den folgenden knapp zwei Stunden folgte, war ganz großes Kino. Ich war schon bei zahlreichen Konzerten, aber ich habe noch nicht erlebt, dass vier Männer einen solchen Geräuschorkan erzeugen können – der übrigens anschaulich demonstrierte, dass auch in der oft gescholtenen KölnArena eine hervorragende Akustik möglich ist, wenn man die Technik entsprechend präpariert. Jedenfalls fegte ein brachiales Hitfeuerwerk von Fairies Wear Boots über War Pigs bis hin zu Dirty Woman durch die Halle, das einen im Innenraum regelrecht von den Socken haute. Iommis Gitarrenriffs kamen gewohnt düster daher, gewohnt schwer und trugen den musikalischen Unterbau fast ebenso mit wie Butlers donnernder Bass und der wie entfesselt trommelnde Clufetos. Ozzy, der Fürst der Finsternis, war weitaus besser bei Stimme, als ich das vorab gelesen hatte. Er wetteiferte mit Tonys Gitarreninferno und schien geradezu besessen davon, sich nicht von dieser Riffkanonade unterkriegen zu lassen.
 
Bei Iron Man und Children of the Grave ging es dann dem heraufbeschworenen Ende entgegen. Spaß hatten sie bis zuletzt, das sah man besonders dem lachenden Ozzy an, und das Publikum war ohnehin aus dem Häuschen. Meinetwegen hätte das Konzert gern noch zwei Stunden weitergehen können, aber die älteren Herren auf der Bühne sind nun mal leider nicht mehr die Jugendlichen, die sich vor einem halben Jahrhundert aus Birmingham aufmachten, um die Welt zu erobern. Wehmut kam bei dem Konzert nicht auf, dazu blieb überhaupt keine Zeit, doch davon verspüre ich jetzt ein wenig, da ich diese Zeilen niederschreibe. Denn es ist wirklich vorbei, das wurde endgültig besiegelt mit dem finalen Stück, das kein anderes als Paranoid hätte sein können und bei dem Band und Publikum noch einmal durch die Decke gingen.
 
Danach war ich nicht nur zufrieden, nein, ich war schlichtweg begeistert von einem Auftritt, der eine Messlatte war, an die so schnell kein anderer herankommen dürfte. Black Sabbath spielten als gäbe es kein Morgen, was in gewisser Weise ja auch zutrifft. Dass dies das Ende gewesen sein soll, ist trotz allem nur schwer vorstellbar. Die Musiker spielten mit einem Elan und einer unbändigen Kraft, die, wüsste man es nicht besser, vermuten ließe, die Band stände ganz am Anfang und würde gerade jetzt erst so richtig loslegen.
 
Die komplette Setlist: 1. Black Sabbath - 2. Fairies Wear Boots - 3. Under the Sun/Every Day Comes and Goes - 4. After Forever - 5. Into the Void - 6. Snowblind - 7. War Pigs - 8. Behind the Wall of Sleep - 9. N.I.B. - 10. Hand of Doom - 11. Rat Salad - 12. Iron Man - 13. Dirty Women - 14. Children of the Grave - 15. Paranoid
 

1 Kommentar:

  1. Selbst Black Sabbath wird von der heutigen Zeit nicht verschont. Abrocken kann man immer noch. Ihre größte Schaffenskraft waren die 80' Ich war in den 80' zwei mal in Concert und kann sagen was für ein Sound. Die Show alleine hat mann damals sehen müssen. Ich will die Zeit nicht vermissen.

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